Auf den Spuren der Wildcyclamen
Ein zu schönes freies Gefühl empfinde ich, wenn der grosse Rucksack wieder auf meinen Schultern hängt, ich wieder losziehen kann um zu suchen und zu schauen in welcher Umgebung und unter welcher Voraussetzung die Wildpflanzen am Naturstandort wachsen. Die speziellen Wetterverhältnisse und Bodenbeschaffenheiten zu erforschen und zu kennen, das sind Grundvoraussetzungen für das Aufziehen von Wildcyclamen in der Kultur.
Oktober 1999:
Auf unserem Segeltörn in der Türkei freute ich mich schon jedes Mal, wenn wir wieder vor Anker gingen. Auf den kleinen Inseln von Marmaris hatte ich dann die Möglichkeit, die Flora zu entdecken. Unglaublich in welcher kargen Landschaft diese pinkigen „Tupfer“ gedeihen. Auf einer Höhe von 300 m in einer steinigen Landschaft versteckten sich die Cyclamen hederifolium unter Steinen. Die dicken Steine schützen die Cyclamen vor der heissen Sonne. 3 bis 4 Monate hatte es dort nicht geregnet und die Cyclamenknollen bekamen ihre Wachstumspause. Mit dem Einsetzen der etwas kühleren und somit auch taufeuchteren Nächte beginnen die Cyclamen zu blühen. Durch den langersehnten Regen quillt die leicht schrumpelige Knolle wieder auf, die Blätter spriessen. Bei den Cyclamen hederifolium gibt es mehrere „Herzen“, aus denen Blüten und Blätter in Richtung Licht einer Felsspalte wachsen. Aus einer Samenkapsel fallen einige Samen in Felsritzen. Oder die Ameisen schleppen sie weiter, denn die Samen sind in einer klebrigen süsslichen Masse der Kapsel eingebettet.
Diese dicke Knolle entdeckte ich unter einem dicken Stein. Nach dem Fotografieren bettete ich den Stein mit grosser Beachtung genau so wieder auf die Knolle, wie ich ihn gefunden hatte. Schätzungsweise ist diese Knolle 10 Jahre alt. Noch viel mehr Jahre kann sie unter diesen Wettervoraussetzungen leben und sich durch viele weitere Samen vermehren. Es sei denn, Wildsammler entnehmen diese Überlebenskünstler der Natur und verkaufen sie über holländische Märkte in Kartoffelsäcken, obwohl sie schon auf der Artenschutzliste vermerkt sind. Aus diesem Grunde haben wir einen eigenen Mutterpflanzen-Bestand und vermehren alle Wildcyclamen durch Handbestäubung.
Oktober 2001:
Auf dieser Tour bewegte ich mich mit Fähren von Insel zu Insel auf den Kykladen in Griechenland, einer grossen Inselgruppe, bei der jede Insel ihren eigenen Charakter hat. Dort fand ich die Cyclamen graecum. Alle pinkigen „Tupfer“ wachsen auf der absonnigen Seite auf einer Höhe von 400 - 500 m. Vor der prallen Mittagssonne sind sie im Schatten unter Steinen und Felsspalten geschützt. Ich fand Knollen im Schotter in 6 cm Tiefe. Die Vegetation durch die Sommermonate ist trocken und überpudert mit gelbem Staub.
Thymian, Salbei, Pistazien, Gräser...warten auf den Herbstregen.
Ebenso wird dann auch wieder die Knolle aufquellen und die Blätter sprießen.
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Den Blütenzeitplan der Wildalpenveilchen finden Sie hier.